05.05.2022
Pamela Kurzewski
Wien, Österreich
Auszug aus meinem Chatverlauf mit Basti. Als er mich um 17:00 am 05.05.2022 fragte was ich gerade mache.

“ich versuch grad die grundstruktur von wurzeln zu verstehen16:54
“daily business halt
“hatte blender offen wollte geometry nodes probieren. aber wüsste nicht was ich bauen soll.16:58
“dann hab ich anno aufgemacht und es hat mich gelangweilt nach 2 minuten. die cutscenes und die story gehen mir am orsch und was man da machen muss spricht gegen meine wertvorstellungen16:59
“und in der wartezeit hab ich einen samen gezeichnet. und wie eine pflanze draus wird. und ich habe festgestellt dass die pflanze ohne wurzeln sterben kann. aber ohne stängel überlebt solange die wurzeln intakt sind. und dann hab ich mir gedacht das hat was min hirn zu tun. und ob die pflanzen wurzelstruktur den gleichen aufbau hat wie die wurzeln im hirn. und jetzt gehts halt richtig los weil es scheint so zu sein17:00

“und das ist halt voll cool und google kann mir nicht antworten also muss ich selber bissi forschen und verbinden und das macht mehr spass als anno und blender 17:01
“vorallem weil die wurzeln im hirm für bestimmte aufgaben zuständig sind die sich dann in der Aktion unsres Körpers äußern. Jeder Bereich steuert was bestimmtes. Und jetzt frage ich mich ob das bei der Pflanze auch so ist. wenn ich ihr eine bestimmte hauptwurzel abschneid ob das etwas bestimmtes beeinträchtigt. und das ist halt grad ur spannend. und einfach für mich zum nachvollziehen weil ich Pflanzen daheim züchten kann
“und wenn das stimmt, dass es so ist, dann passiert die ganze magic in unsrem gehirn wegen der Wurzeln und wie sie ausgebildet sind. Und das würde die Neuroplastizität erklären weil neue Wurzeln nachwachsen können. Die Frage ist dann nur wie sie das können. Und wie sie bis jetzt wachsen. Und mit welchem Alter welcher Wurzelstrang kommt. Und wenn du dir die Hirnentwicklung der babies anschaust kannst du dir in etwa ausmalen welche Hirnregion (also welcher wurzelstrang) für welche Körperfunktion zuständig ist). mega sexy in der theorie, oder wie siehst du das? haha
Das erklärt in einfachen menschlichen Worten was ich mir gerade denke. Was mir durch den Kopf geht. Und es ist irrsinnig spannend, dass Google Scholar mir noch nicht mal helfen konnte. Diese Frage zu beantworten. Welche Frage?
Wie ist ein Wurzel aufgebaut? Gibt es eine Hauptstruktur? Ein Grundgerüst? Wie bei uns Skelletlebewesen. Wir haben alle ein Skellet mit einem sehr ähnlichen Aufbau.

Ein Skelett besteht aus Wirbeln, einem Kopf, Händen, Füßen. Und allem dazwischen. Doch nicht jedes Tier braucht Hände und Füße. Eine Schlange zB. Ein Fisch schon. Denn der braucht Flossen zur Fortbewegung. Und wie man sehen kann, besteht ein Kopf aus Augenhöhlen und einer Schnauze mit Zähnen.
–> Einschub 06.05. Die Kopfform hängt vom Gehirn ab. Und seiner Struktur. Nicht andersrum… 19 – Deepthinking Das Hirn bildet den Schädel – Reflective
Es gibt sehr viele Gemeinsamkeiten. Das Prinzip des Skeletts ist bei Tieren und Menschen das Gleiche. Es sind die gleichen Bausteine bzw in diesem Fall ist es mehr ein Toolkit das aufgrund der Lebensbedingungen und deren Umständen auf ihre individuellen Bedürfnisse angepasst ist. Und das ist fantastisch. Und faszinierend. Und deswegen denke ich, dass sich das Muster einer Pflanze auch so definieren lassen kann. Es gibt einen Samen und Wurzelstränge. Aus diesem Samen keimt dann ein Stamm mit Blättern. Blüten werden erzeugt um Nützlinge zur Vermehrung der Samen zu verwenden. Somit sind manche Pflanzenarten zum Überleben von anderen abhängig. Wenn diese Abhängigkeit gestört wird, dann muss die Pflanze entweder sterben, oder sich an die neuen Gegebenheiten, Situationen und Tatsachen anpassen. Wenn sie das nicht tut, stirbt sie aus. Eine Pflanze stirbt denke ich nicht, wenn sie sich nicht vermehren kann. Oder doch? Braucht eine Pflanze die Gewissheit von Nachkommen? Wenn ja woher will sie wissen, ob es einer ihrer Samen geschafft hat heranzuwachsen? Und wenn nicht, wieso will sie sich dann überhaupt vermehren? Eine Pflanze will sich vermehren, weil es in ihr so eingespeichert ist. Aber wo? Ist die Form der Wurzeln dafür verantrwortlich was freigeschalten wird? Was wird freigeschalten? Entweder die DNA oder ein anderes Infokammerl das aufplatzt, und das Signal zur Vermehrung gibt, oder etwas anderes. Aber ja. Schau bei Babies zu wann sie geschlechtreif werden, und wann sie den Drang zur Vermehrung entwickeln. Wenn du das herausgefunden hast. Wie in diesem Moment die Wurzeln im Hirn verlaufen, dann weißt du auch, dass was bestimmtes freigeschaltet wird. Und der Körper führt dann diese Aktion durch. Das bedeutet wiederrum, dass Neuroplastitizität wie wir sie gerade in den Himmel als Allheilmittel preisen, nur dann funktioniert, wenn der Hauptstrang nicht beschädigt wurde.
Einheit der Natur
Die “Einheit der Natur” besagt, dass dieselben Prinzipien, die für die unbelebte Natur gelten, auch in der belebten Natur wirksam sind. Das war bis ins späte 19Jh nicht selbstverständlich. Denn da glaubte man daran, dass Lebewesen von ganz anderen Kräften und Prinzipien bestimmt werden, als die unbelebte Natur. Zum Beispiel von einer mysteriösen Lebenskraft “vis vitalis“. 1882 brachte Friedrich Wöhler den Nachweis, dass die organische und anorganische Chemie denselben Gesetzen unterliege. Bis heute gibt es noch vitalistische Konzepte, da dieser Wendepunkt nur sehr langsam akzeptiert wird. Noch heute sind viele Wissenschaftler wie Philosophen, Psychiater und Psychotherapeuten der festen Überzeugung, dass bei seelisch-gesitigen Zuständen Prinzipien wirken, die die Grenzen des Naturgeschehens und einer naturalistischen Erklärung überschreiten. (vgl. Roth, Strüber 2018: o.S. Einleitung)
Was bedeutet das? Was ist überhaupt Neuroplastizität?
“Neuronale Plastizität oder Neuroplastizität bezeichnet die Eigenschaft des Gehirns, durch Training veränderbar zu sein. Neuroplastizität ist damit die Grundvoraussetzung für jede Form des Lernens. Durch Training verändern sich die Verbindungen zwischen Nervenzellen im Gehirn, indem sie stärker oder schwächer werden.” – Neuronale Plastizität im Tinnitus-Lexikon erklärt | Tinnitracks
Das ist das erste das mir Google ausspuckt und ich bin mit der Erklärung absolut nicht zufrieden. Lernen, Training, Grundvorraussetzung fürs Lernen? Ich denke ich verstehe da etwas anderes darunter. Zumindestens habe ich das Prinzip von Neuroplastitzität anders abgespeichert. Ich suche nach einer anderen Definition. Jetzt mal bei Google Scholar.
“Anders als ein uraltes Dogma besagt, sind neuronale Bahnen im Gehirn
keineswegs „fest verdrahtet“, sondern verändern sich als Ergebnis unserer
Erfahrungen das ganze Leben hindurch ständig in unterschiedlicher Weise.
Diese Veränderungen werden gemeinsam als „Neuroplastizität“ bezeichnet,
doch der Begriff ist schlecht definiert und wird weithin gebraucht und
missbraucht.
Früher nahm man an, das erwachsene Gehirn sei eine unveränderliche Struktur, die
während der Entwicklung geformt wird und dann, wenn sie heranreift, aushärtet
wie Gips, den man in eine Form gießt. Tatsächlich wissen wir inzwischen jedoch,
dass sich das Gehirn das ganze Leben lang kontinuierlich verändert, und dies ist
eine der wichtigsten Entdeckungen der modernen Neurowissenschaften. Die im
Gehirn auftretenden Veränderungen werden oft als Neuroplastizität bezeichnet,
doch bisher gibt es keine allgemein akzeptierte Definition, was dieser Begriff
eigentlich meint. Neurowissenschaftler benutzen ihn als Überbegriff, der eine
ganze Reihe physischer Veränderungen umfasst, die im Gehirn auftreten,
zum Beispiel:
Neurogenese: die Bildung neuer Nervenzellen. Aus jahrzehntelangen Forschungen
wissen wir, dass mehrere eigenständige Regionen im Gehirn von adulten Mäusen
und Ratten fortlaufend Neurone generieren und neu geborene Neurone einen wichtigen Beitrag zur Informationsverarbeitung liefern. Ob dies auch im menschlichen
Gehirn geschieht oder nicht, ist jedoch weiterhin unklar.
Synaptische Plastizität: die Stärkung oder Schwächung synaptischer Verbindungen zwischen Neuronen. Sie tritt in zwei Formen auf: Langzeitpotenzierung (LTP)
und Langzeitdepression (LTD), was sich auf die Steigerung bzw. Reduzierung der
synaptischen Übertragung bezieht. Synaptische Plastizität ist die am intensivsten
untersuchte und am besten verstandene Form der Neuroplastizität.
Synaptogenese: die Bildung neuer Kontakte zwischen Neuronen. Neurone können
neue dendritische Dornen entwickeln – winzige, fingerartige Projektionen, an denen
die synaptische Übertragung stattfindet. Das ist bei Tieren direkt beobachtet worden
und tritt wahrscheinlich im menschlichen Gehirn ebenfalls auf, doch erfolgte hier
noch keine direkte Beobachtung, weil sich die bei Tieren benutzte Technik nicht
beim Menschen anwenden lässt.” – Costandi 2015: 132-133
Das ist auch nett:
“Zeitlesite:
1890: William James vermutet, dass
neuronale Schaltkreise im adulten
Gehirn nicht fest verdrahtet sind
1966: Terje Lømo entdeckt die
Langzeitpotenzierung
(LTP)
1969: Paul Bach-y-Ritas Studien über sensorische
Substitution liefern den ersten experimentellen
Beweis für Neuroplastizität im menschlichen
Gehirn
1981:David Hubel und Torsten Wiesel
erhalten für ihre Arbeit über
sensorische Deprivation bei
jungen Katzen den Nobelpreis
2000: Eleanor Maguire und
Kollegen beginnen
ihre Studien mit
Londoner Taxifahrern
2004: Schweizer Forscher
zeigen, dass
Jonglieren das
Gehirn verändert
2012: Forscher berichten, dass
Karate-Schwarzgurtträger
eine dichtere weiße
Substanz aufweisen”
Costandi 2015: 132-133
Diese Zeitleiste zeigt, wie “süß” die Entwicklungen und Forschungen voranschreiten. Dass so selbstverständliches, erst erkannt und bezeichnet werden muss. Dass das nicht von vornherein klar ist. Und ja natürlich muss man sich mal hinsetzen, und das beobachten. Und das ist ein Anfang. Und das beste ist, ich bin noch in der Anfangsphase. Man weiß schon viel. Aber ich bin mir sicher, was da oben steht. Die Gedanken die ich dazu habe, sind nicht selbstverständlich. Sonst hätte ich ja schon mal davon gelesen.
Weiter mit den Grundlagen. Jetzt wissen wir was Neuroplastitzität zirka ist. Aber wir haben absolut keine Ahnung wie das Gehirn aussieht. Bzw aufgebaut ist.
Was ist ein Neuron?
“Obgleich Golgi die Methode entwickelt hatte, die zur Entdeckung des Neurons führte, hielt er ironischerweise an der Vorstellung fest, das Nervensystem sei ein zusammenhängendes Gewebenetz. Cajal hingegen gilt heute als Vater der modernen Neurowissenschaften.” – Costandi 2015: 9
JA! ES IST AUCH EIN ZUSAMMENHÄNGENDES GEWEBENETZ! Das denke ich auch. So wie ein Pilz aus einem Baustoff seine ganze Existenz bildet. Es ist alles das Gleiche Material. Es hängt nur von der Verwendung ab. Denn die beeinflusst die Flächenstruktur und deren Beschaffenheit. Und deswegen kann ein Schwammerl weich aber auch ledrig wirken. Aber vielleicht ist das gar nicht, das was sie meinen.. Es wird sich noch rausstellen.
Es gibt mehrere Tausend verschiedene Neuronentypen. Diese lassen sich allerdings grob in drei Kategorien gliedern: Sensorische Neurone, Motoneurone, Interneurone.
Sensorische Neurone schicken Informationen von den
Sinnesorganen zum Gehirn.
Motoneurone senden Befehle an Muskeln und Organe.
Interneurone übermitteln Informationen zwischen Neuronen in lokalen Schaltkreisen oder über größere Entfernungen zwischen Neuronen in verschiedenen Hirnregionen.
Diese Neurone werden in drei Funktionseinheiten unterteilt, von denen jedes eine andere Aufgabe hat: Dendrit.
Dendrit: Die Bezeichnung leitet sich vom griechischen Wort dendron, „Baum“,
ab; dabei handelt es sich um einen stark verzweigten Fortsatz, der aus dem Zellkörper entspringt. Dendriten bilden die Eingangs- oder Input-Einheiten des Neurons (vgl. Costandi 2015: 9)
Wenn das Gehirn aus Wurzeln besteht, dann kann man vielleicht die Krankheiten die durch die Beschädigung entstehen, so erklären, und dort ansetzen, wofür diese Wurzel noch zuständig ist. Also zum Beispiel Parkinson. (Nur ein hypothetisches unbelegtes Beispiel zur Veranschaulichung meiner Idee.) Wenn Wurzel A für Bewegung und Tanz und Rythmus verantwortlich ist und in diesem Strangareal auch Parkinson lokalisiert wurde. Dann wird es irgendwo in dieser Wurzelformation eine Beschädigung geben. Um diese zu Umgehen, bzw auszugleichen, wäre es nützlich diese Wurzelbahnen und dessen Funktionen im alltäglichen Leben zu fördern. Um so den Wiederaufbau zu stärken. Bzw die Blutung zu fördern. Denn dadurch, kommen mehr Nährstoffe wieder in diesen Bereich, und es können neue kleine Wurzelhärchen entstehen. So meine Vorstellung. Wenn dem so wäre, könnte man anhand dessen diese Krankheit ohne Tabletten therapieren. Sondern nur durch aktive Bewegungen. Eben dank der Neuroplastizität. Ich habe mal ein Buch gelesen, da meinte der Autor, es gab einen Patienten, der durch das Geschirrspülen mit der Hand, wieder seine Funktionalität fand. So in der Art das Prinzip. Und ich denke, dass das damit zusammenhängt. (Vielleicht finde ich dieses Buch eines Tages.)
Quellverzeichnis:
Costandi, M. (2015). Neuroplastizität. In: 50 Schlüsselideen Hirnforschung. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-44191-6_34 Neuroplastizität | SpringerLink
Roth, G. Strüber, N. (2018). Wie das Gehirn die Seele macht. Klett-Cotta. Stuttgart, Deutschland. ISBN 978-3-608-96251-2 Wie das Gehirn die Seele macht – Gerhard Roth, Nicole Strüber – Google Books
Das Gehirn: 1. Aufbau des Gehirns | Biologie | Telekolleg | BR.de