24 – Monumente sind Treffpunkte

Pamela Kurzewski
Wien, Österreich


08.05.2022
Pamela Kurzewski
Wien, Österreich

Video bei 02:55. Beide verstecken sich sozusagen hinter zwei großen Monumenten. Was wenn, das ein Treffpunkt ist. Ein idealer. Damals gab es keine Uhren, keine Handies, keine Straßen, keine Cafes. Es gab die Stadt und die Plätze. Und angeblich viel Gerede. Also hat man sich woanders getroffen. In diesem Beispiel gehts jetzt um etwas romantisches. Ein Date sozusagen. Und mit Damals meine ich wirklich damals. Vorm Mittelalter eventuell noch. Stell dir mal eine Konversation vor: “Morgen beim Sonnenaufgang treffen wir uns bei den zwei großen Steinen?” – “Die Steine dortn oben meinst du?” – “Ja, genau die.” – “Gut.”

Und dann war das fix. Wenn du was zugesagt hast, dann warst du da. Wieso ich mir da so sicher bin? Weil ich 1993 auf die Welt kam, und Handies erst ab der 5 Schulstufe also gegen 1998 erst ein Thema wurden. Und dann auch nur sehr sporadisch, weil sehr teuer und nicht jeder hatte eines. Man traf sich im Hof, und machte für den nächsten Tag was aus. Und dann war man da. Man hat nicht ewig lang rumgeschrieben und versucht sich zu einigen und dem Ganzen eventuell zu entkommen indem man kurzfristig absagt. Damals war eine Zusage eine Zusage. Weil man nicht wusste wann man diese Person wieder und ob überhaupt sieht, findet oder trifft. Und das hat sich jetzt nach über 20 Jahren total verändert. Man ist erreichbar, auch wenn man nicht physisch anwesend ist. Man braucht nur anrufen. Und wenn man die Nummer nicht hat, dann kann man die Person anders ausfindig machen, da fast jeder Social Media hat und auffindbar ist. Das Schöne an unsrer Zeit ist, man kann verpasste Chancen nicht bereuen sondern erneut ergreifen und es von Neuem versuchen 🙂

Aber darauf wollte ich nicht hinaus. Sondern ich dachte mir gerade, das könnte der Hauptgrund für Monumente, Statuen usw sein. Die Köpfe auf den Osterinseln. Die hatten meiner Meinung nach mehr Funktion als nur zur Abschreckung, Mythologie und Kunst. Ich denke, sie waren da, damit man wieder Heim findet.

Oder sich einen Treffpunkt ausmacht. Oder versucht zu beschreiben, wenn man auf andere Stämme trifft: “Wo finde ich dich?” – “Auf der Insel mit den großen Köpfen. Hinter dem Berg.”

Quelle: Osterinsel: Neues Unglück bedroht die geheimnisvollen Kolossalstatuen – WELT

Und diese Vorstellung ist ziemlich nett. Ich denke die Geschichte und die Forscher die sie versuchen zu interpretieren, vergessen meist in welcher Zeit sie Leben. So wie man versucht die Tiere zu vermenschlichen so beurteilt man auch das Verhalten alter und anderer Völker, ohne daran zu denken, dass sie auch nur Menschen waren, und wie sie ihren Alltag verbracht und gelebt haben. Denn die Grundbedürfnisse für Liebe, Anerkennung, Beschäftigung und Arbeit sind die gleichen geblieben. Und die körperlichen natürlich Jeder tut was in seinem Leben. Und jenachdem was du machst, so denkst du dann auch. Und wenn du den ganzen Tag nichts zu tun hast, dann machst du halt was. Und organisierst dich als Gruppe. Machst Spiele. Daraus werden Rituale und Traditionen. Wenn du in einer Gruppe lebst aus der du so schnell nicht wegkommst, dann muss man soetwas wie “Teambuilding” machen. Und das passiert automatisch. Und wenn man sich nicht versteht, dann killt man sich oder haut ab. Aber hauptsächlich mangelts wiedermal an der Kommunikation. Weil man nicht sagen kann was man denkt, und wie man sich in bestimmten Momenten fühlt. Und ich war NIE ein Fan von Geschichte. Weil mir die Interpretationen so schwammig und unlogisch vorkamen. Jetzt weiß ich warum. Weil sie nicht menschlich sind, und nur von Erzählungen stammen. Und jeder kennt die “Stille Post”. Es geht immer die Hauptmessage verloren. Und jedes Individuum fügt dieser Message noch ihren eigenen Touch hinzu. Und so wird halt mit der Zeit aus dem Briefträger eine Postlerin. Weil der Wiener sagt Postler, und die Feministin, wandelts in die weibliche Form um. Jedes Wort rennt durch seeeehr viele Filter. Und jetzt stell dir mal einen Satz vor, der einen konkreten Sinn ergeben soll. Als Postlerin trägt man nicht nur Briefe aus. Das kannst du jetzt interpretieren wie du willst. Es wird nicht und niemals der gleiche Sinn des Satzes rauskommen, wie ich ihn denke. Und das liegt daran, dass du nicht weißt womit ich diesen Satz verknüpfe. Und durch welche Erfahrungen und somit Filter er geprägt ist. Irrsinnig spannend, aber irrsinnig groß und komplex diese Tatsache und der Gedanke. 🙂 Aber schön und faszinierend. Und wenn man das mal Begriffen hat, dann ist das Leben zwar kurzzeitig schwer und unerträglich, weil man es totanalysiert, um mal in dieses offene Denken reinzukommen. Aber mit der Zeit gewinnt man die Fähigkeit, Aussagen nicht mehr persönlich zu nehmen :)) Und das ist ur schön

Und wenn du absolut keinen Kontext der richtigen Zeit hast, und als Archäologin etwas findest, dann sind deine Gedankengänge durch deine jetzige Zeit gefiltert. Egal wieviel du denkst über die damalige Zeit zu wissen. Ich persönlich kann mir das absolut nicht vorstellen. Aber ich habe mal etwas gelesen, da gings darum, dass sie ältere Probanden nahmen (so um die 60) und sie in eine Umgebung ihrer Jugend verfrachteten. Indem sie alles anpassten. Das Gewand, die Einrichtung, die Elektronik, die Tools. Alles. Es war alles perfekt nachgebaut. Und diese Menschen fühlten sich angeblich besser. Vitaler,

Warum ich das jetzt zur Sprache bringe? Weil ich denke, du kannst nur dann verstehen wie jemand damals gelebt hat, wenn du auch so lebst. Es ist die gesamte Entwicklung, Zeit, Normen, der gesellschaftliche Standard, Bildung, Alltagsbeschäftigung, Tools, Vorgehensweisen, Umgangsweisen. Hierarchien.. Geld Wirtschaft Handel.. Steuern. Jobs. Strassen. Kontakt. Infrastruktur. Möglichkeiten. Ziele. Grundbedürfnisse. Nahrung. Das fließt doch alles mit ein und war mit absoluter Sicherheit anders als unsere heutige Zeit. Aber dennoch ist da etwas zwischen allen Zeitebenen gleich. Die Frage ist nur was. Vielleicht ist es Maslows Pyramide. Aber das reicht nicht.


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